Aus welcher Richting sieht man am besten, warum jemand #Rückenschmerzenhat?
Aus welcher Richting sieht man am besten, warum jemand #Rückenschmerzen hat?
Jan Sultan ist einer von den ganz wenigen, von denen sich Ida Rolf persönlich hat rolfen lassen. Einmal hatte ich Gelegenheit, in einem seiner Workshops für besonders advancedte Rolfer in Santa Fé als Ersatzmann einzuspringen. Während dieses Workshops gab es eine Situation, in der die versammelten Teilnehmer vor einem Klienten standen und fachmännisch über seine Struktur diskutierten. Ich verließ die diskutierende Gruppe und näherte mich Jan, der ein Stück weg seitlich von uns allen stand. Ich fragte ihn ganz leise und unsicher: “Sag mal Jan, hat nicht mal jemand gesagt, dass man zuerst von der Seite auf einen Menschen schauen soll und dann erst von vorn?” Jan antwortete genauso leise: “Ja, das war ich.” Darauf hin ich: “Und warum macht das dann keiner?” Jan zuckte nur mit den Schultern.
Meiner Meinung nach sind die strukturellen Fehler, die man von der Seite sieht, in aller Regel viel wichtiger als die, die man vorne sieht. Wenn man geht, sind die Kräfte, die in der sagittalen Richtung (d.h. zwischen vorn und hinten) viel stärker als die Kräfte, die in transversaler (rechts-links) oder longitudinaler (oben-unten) Richtung wirken - in den Lendenwirbeln z.B. ungefähr doppelt so stark. [Callaghan 1999]
Trotzdem ist es mir schon häufig passiert, dass Rückenschmerz-Patienten, die vom Orthopäden mit der Diagnose “unterschiedliche Beinlänge” kamen, ein erbarmungswürdigen Hohlkreuz-Knick hatten, der einfach übersehen oder nicht wichtig genommen wurde.
Mit kühner Übertreibung könnte man eine Faustregel aufstellen: “Die dummen Therapeuten gucken vor allem von vorn, die klugen Therapeuten gucken vor allem von der Seite.” (Aber auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme.)
Deshalb gibt das Logo des Rolf-Instituts (Bild unten) logischerweise ebenfalls einen Blick von der Seite wieder.
Jan und ich standen dann noch länger schweigend beieinander und beobachteten von der Seite, wie die Gruppe den Klienten von vorn begutachtete.
* Callaghan, J. P., Patla, A. E. & McGill, S. M. (1999). Low back three-dimensional joint forces, kinematics, and kinetics during walking. Clinical Biomechanics, 14(3), 203-216.
* Cappozzo, A. (1983). The forces and couples in the human trunk during level walking. Journal of Biomechanics, 16(4), 265-277.
* http://jansultan.com/about/
Jan Sultan ist einer von den ganz wenigen, von denen sich Ida Rolf persönlich hat rolfen lassen. Einmal hatte ich Gelegenheit, in einem seiner Workshops für besonders advancedte Rolfer in Santa Fé als Ersatzmann einzuspringen. Während dieses Workshops gab es eine Situation, in der die versammelten Teilnehmer vor einem Klienten standen und fachmännisch über seine Struktur diskutierten. Ich verließ die diskutierende Gruppe und näherte mich Jan, der ein Stück weg seitlich von uns allen stand. Ich fragte ihn ganz leise und unsicher: “Sag mal Jan, hat nicht mal jemand gesagt, dass man zuerst von der Seite auf einen Menschen schauen soll und dann erst von vorn?” Jan antwortete genauso leise: “Ja, das war ich.” Darauf hin ich: “Und warum macht das dann keiner?” Jan zuckte nur mit den Schultern.
Meiner Meinung nach sind die strukturellen Fehler, die man von der Seite sieht, in aller Regel viel wichtiger als die, die man vorne sieht. Wenn man geht, sind die Kräfte, die in der sagittalen Richtung (d.h. zwischen vorn und hinten) viel stärker als die Kräfte, die in transversaler (rechts-links) oder longitudinaler (oben-unten) Richtung wirken - in den Lendenwirbeln z.B. ungefähr doppelt so stark. [Callaghan 1999]
Trotzdem ist es mir schon häufig passiert, dass Rückenschmerz-Patienten, die vom Orthopäden mit der Diagnose “unterschiedliche Beinlänge” kamen, ein erbarmungswürdigen Hohlkreuz-Knick hatten, der einfach übersehen oder nicht wichtig genommen wurde.
Mit kühner Übertreibung könnte man eine Faustregel aufstellen: “Die dummen Therapeuten gucken vor allem von vorn, die klugen Therapeuten gucken vor allem von der Seite.” (Aber auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme.)
Deshalb gibt das Logo des Rolf-Instituts (Bild unten) logischerweise ebenfalls einen Blick von der Seite wieder.
Jan und ich standen dann noch länger schweigend beieinander und beobachteten von der Seite, wie die Gruppe den Klienten von vorn begutachtete.
* Callaghan, J. P., Patla, A. E. & McGill, S. M. (1999). Low back three-dimensional joint forces, kinematics, and kinetics during walking. Clinical Biomechanics, 14(3), 203-216.
* Cappozzo, A. (1983). The forces and couples in the human trunk during level walking. Journal of Biomechanics, 16(4), 265-277.
* http://jansultan.com/about/